BIM-Objekte für Planer: Wie Geberit sich an der Praxis orientiert
Building Information Modeling, kurz BIM genannt, ist eine Methode der softwaregestützten Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden. BIM fasst den gesamten Lebenszyklus eines spezifischen Bauwerks in einem zentralen und virtuellen Gebäudemodell zusammen. Im Detail beschreibt Building Information Modeling den Prozess der Modellierung und der Datensammlung während der Planung und dem Bau eines Gebäudes und bei der späteren Bewirtschaftung der Immobilie. Von der frühen Projekt- über die Planungs- und Bauphase bis zur abschließenden Nutzung eines Gebäudes, stehen heute moderne Software-Werkzeuge für alle am Projekt beteiligten Akteure zur Verfügung.
Vorteile digitaler Arbeitsmethoden: Komplexe Architektur wird leichter planbar
Digitale Arbeitsmethoden sind bei Architekten und Fachingenieuren seit Jahrzehnten Standard. Der Prozess der Datenerstellung und der Datensammlung, zum Beispiel in Form von Raumbüchern und Ausschreibungen, ist nichts Neues. In mittleren und großen Architektur- und Planungsbüros ist BIM mittlerweile state of the art. Was für den Einsatz der Planungsmethode BIM spricht: Man bekommt – im Gegensatz zum althergebrachten Planungs- und Bauprozess –wesentlich leistungsfähigere Werkzeuge an die Hand. Mit diesen kann man sich zuverlässig im Dialog mit den verschiedenen Fachplanern vernetzen und unterschiedliche Informationsstränge in die fachliche Diskussion mit den Planungs- und Baupartnern einbauen. Das heißt, der Planungs- und Bauprozess wird durch die technischen Möglichkeiten, die heute zur Verfügung stehen, wesentlich besser unterstützt.
Komplexe, ineinandergreifende Schalenkonstruktionen, also zeichnerisch sehr aufwendige Designstrukturen, wie man sie zum Beispiel vom weltbekannten finnischen Architekten Eero Saarinen kennt, können computergestützt sehr viel einfacher erzeugt werden. In der Vergangenheit haben historische Baumeister wie Balthasar Neumann ihre Kuppeln modellbasiert entworfen, also mit konkreten Modellen, die in kleinerem Maßstab aus Holz gebaut wurden. Heutzutage können Sie mit 3D-Werkzeugen und BIM ganz anders operieren. Für Architekten ist damit der Design- und Planungsprozess wesentlich leichter geworden.
BIM in der Praxis: Woher kommen die Daten?
Wer an der Planung und Umsetzung größerer Bauprojekte beteiligt ist, weiß: Der Planungsmethode BIM gehört die Zukunft. Ihr volles Potenzial kann BIM aber nur entfalten, wenn die Methode nicht nur innerhalb eines Büros, sondern interdisziplinär und standortübergreifend von allen am Planungs- und Bauprozess Beteiligten genutzt wird. Dazu gehört selbstverständlich auch, dass die Bauzulieferindustrie geeignete Daten zur Verfügung stellt und ihr Produktportfolio um funktionale BIM-Herstellerdaten ergänzt.
Wir sprachen mit Geberit, dem europäischen Marktführer für Sanitärprodukte, wie das Unternehmen BIM-Anwender mit der unternehmenseigenen Datenbasis unterstützt. Seit ca. 7 Jahren stellt die Geberit Gruppe auf ihren Internetseiten BIM-Herstellerdaten für Architekten und TGA-Planer zum kostenfreien Download zur Verfügung. Das Unternehmen hat also eine große Erfahrung mit der Planungsmethode Building Information Modeling.
Man muss sich vor Augen führen, welcher Arbeitsaufwand bei der Erstellung von BIM-Herstellerdaten notwendig ist. Wir befragten im Zuge unserer Recherchen Werner Trefzer, Leiter Technische Dokumentation & BIM bei Geberit International, der uns erklärte: „Am Beispiel der international aufgestellten Geberit Gruppe zeigt sich die Produktvielfalt in Verbindung mit rund 50 lokalen Märkten und Sortimenten in über 30 Sprachen als komplexes Problem. Das Unternehmen müsste zu jedem einzelnen, planungsrelevanten Produkt nicht nur alle Varianten desselben, sondern auch die lokalen Abkömmlinge in der jeweiligen Sprache als Modell aufbereiten. Dazu sollte noch berücksichtigt werden, dass längst nicht jedes Produkt in jedem Land erhältlich ist; ganz zu schweigen von den lokal abweichenden Bauvorschriften und Normen.“
Dabei ist ein wesentlicher Punkt noch nicht erwähnt: In welchem Datenformat sollen die BIM Daten geliefert werden? Die BIM-Welt ist – trotz etablierter Initiativen zur Vereinheitlichung – ein Durcheinander von Softwaresystemen, Datenformaten, Daten-Standards, Web-Plattformen und Konzepten aller Art. Als Hersteller von Sanitär- und Bauprodukten steht man inmitten all dieser angebotenen “Lösungsansätze“, die im Einzelnen vielleicht befriedigende Ergebnisse liefern, jedoch nicht in jedem Planungsfall anwendbar sind.
Laut Werner Trefzer von Geberit fehlen dem Markt immer noch verbindliche und einheitliche Datenstandards und Prozesse. Auch unsere Redaktionsrecherche bestätigt diese Einschätzung: Es gibt erfolgversprechende Versuche einen einheitlichen Standard zu definieren, jedoch wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis sich einer der Standards gesamtwirtschaftlich und transnational durchsetzen kann. Ein weiteres Problem: Datensätze auf eigenen und externen Plattformen sind oft veraltet, weil in vielen Marktbereichen Veränderungen an Produkten und Sortimenten erst mit erheblicher Verzögerung digital umgesetzt werden können und dann als aktuelle BIM-Datensätze zur Verfügung stehen.
„Geberit BIM Now“ liefert die Datenbasis für das weltweit meistgenutzte Softwaresystem
Die Lösung, die Geberit den datenhungrigen Architekten und Planern heute anbietet, wurde nach Unternehmensangaben auf der Grundlage einer Online-Umfrage unter 155.000 Geberit-Kunden entwickelt. Aus dem Ergebnis entstand die Initiative „Geberit BIM Now“. Der Sanitärspezialist stellt neben diversen anderen Formaten und Standards primär BIM-Daten für das weltweit meistgenutzte Softwaresystem Autodesk Revit zur Verfügung. Dazu hat das verantwortliche Team im Haus Geberit ein eigenes Software Addin entwickelt, das dem Anwender die BIM Modelle von Geberit direkt in die Planungssoftware Revit einspielt.
Architekten und Fachplaner erhalten mit dem Geberit BIM Catalogue Plug-in jederzeit und an jedem Ort Zugriff auf die aktuellen BIM-Daten aller Produkte aus dem Geberit Produktportfolio. Durch die Vernetzung des Kundenrechners mit dem Geberit-internen Produkt-Informations-System STEP erhält der Kunde sortimentsspezifische BIM-Modelle in der jeweiligen Landessprache. Die BIM-Daten zeichnen sich, dank einfacher Geometrie, durch eine geringe Größe aus und können effizient in allen Projektgrößen eingesetzt werden.
Wie Werner Trefzer mitteilt, stehen seit Jahresbeginn 2021 die BIM-Datensätze der Installationssysteme Geberit Duofix, GIS und Kombifix vollständig, die Daten für Versorgungs- und Entwässerungssysteme zu 95 Prozent in Autodesk Revit zur Verfügung. Derzeit arbeiten die Spezialisten mit Hochdruck an der Modellierung der Datensätze für Keramiken und Badezimmermöbel, die mit dem nächsten Software-Release im April 2021 zu ca. 80-90 Prozent zur Verfügung stehen werden. Neben den 3D-BIM-Daten für Autodesk Revit stellt Geberit noch viele weitere 2D und 3D-CAD-Daten, sogenannte Planer Daten, zum Download über den Onlinekatalog zur Verfügung. Außerdem arbeitet Geberit eng mit weiteren Softwarehäusern zusammen und ermöglicht so auch die digitale Planung mit Geberit Produkten in Softwareprodukten wie z.B. Plancal Nova, liNEAR oder AutoCAD MEP.
Schlanke Daten für die BIM-Planung
Dank der hauseigenen Expertise kennt man bei Geberit den Planer- und Architektenalltag bei der BIM-Anwendung recht genau. Gerade große Projekte können die Hard- und Softwaregrenzen bis zur Leistungsgrenze ausreizen, daher ist Datenökonomie ein wichtiges Schlagwort. Zu detaillierte Geometrien erzeugen große, aufgeblähte Dateien; daher setzt man bei Geberit auf stark vereinfachte und parametrische Geometrien. Trotz des schlanken Formats enthalten diese Daten alle planungsrelevanten Metainformationen und ermöglichen eine effiziente Planung. Möglich wird dies durch die Tatsache, dass die Autodesk Revit BIM-Objekte als Revit-Familien und nicht als Projektdaten geliefert werden. Bei den Geberit Rohrleitungssystemen genügt ein einfacher Doppelklick auf das Systemrohr im BIM Catalogue Plug-in, um alle vorhandenen Dimensionen und Fittings des gewählten Systems zu laden.
Herstellerneutrale Ausschreibungen
Ausschreibungen für öffentlich-rechtliche Bauherren müssen in der Regel herstellerneutral formuliert sein. Diesem Anspruch hat sich auch Geberit nicht verschlossen. Der Sanitärexperte hat dieser wichtigen Anforderung von Planern Rechnung getragen. Die BIM-Daten von Geberit bieten dem Architekten und Fachingenieur die Möglichkeit, zwischen einer herstellerspezifischen und einer herstellerneutralen Darstellung zu wählen. Das vereinfacht die Erstellung der Ausschreibungsunterlagen deutlich.
Geberit stellt auf seinen nachfolgend genannten Internetseiten umfangreiche weiterführende Hinweise zum Einsatz des BIM Catalogue Plug-ins bereit. Dass Geberit multimedial agiert, hat uns besonders gut gefallen. Die gut gemachten Video-Tutorials sind bewusst kurzgehalten, präsentieren sich informativ und unterstützen durch ihre prägnant dargebotenen Erklärungen den wissensdurstigen, zeitökonomisch orientierten Alltag von uns Planern.
Die BIM und BIM-Daten Strategie der Geberit Gruppe ist in der Broschüre „BIM – Digital Planen und Bauen“, herausgegeben im April 2020 detailliert nachzulesen. Neben dem grundsätzlichen Ansatz bei der Zurverfügungstellung des „digitalen Zwillings“ geht der Autor, Werner Trefzer, auch explizit auf weitere Lösungsansätze ein, mit denen die Geberit Gruppe ihre Kunden in der TGA-Planung und -Berechnung unterstützt. Die Broschüre kann als Hardcover kostenlos über die Deutsche Geberit Niederlassung in Pfullendorf, Techniktelefon Tel: 07552 9341011 bezogen werden.
Im April 2021 erscheint das neue „Geberit BIM Plug-in“, das das bisherige Geberit BIM Catalogue Plug-in ablösen wird. Das neue Geberit BIM Plug-in vereint alle bisher getrennten Geberit Plug-ins in einer völlig neu gestalteten Oberfläche und wartet mit einer großen Anzahl neuer und sehr nützlicher Funktionen auf. So liegt der Schwerpunkt nicht mehr nur auf der Übermittlung aktueller und sortimentsspezifischer BIM-Daten, sondern auch auf intelligenten Assistenten, die zum Beispiel den Prozess der Sanitäranlagen-Vorfertigung maßgeblich vereinfachen und unterstützen. Wir finden das beispielhaft.
FAQs und Arbeitshilfen zu BIM: www.geberit.de/bim-faq
Video-Tutorials: www.geberit.de/bim-videos
Geberit Kompetenzbroschüre Digitales Bauen: www.geberit.de/unterlagen