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Hilti Expertenforum BIM 2021

Der Megatrend Digitalisierung macht auch vor der Baubranche nicht Halt. Die Transformation ist in vollem Gange und die dynamische sowie teils rasante Entwicklung verändert auch die Zusammenarbeit in der Bauindustrie. Auf dem sechsten Hilti Expertenforum 2021 in Kaufering, das in diesem Jahr den Titel „BIM das Pubertier“ trug, wurde in eindrucksvollen Praxisbeispielen dargestellt, welchen Einfluss Building Information Modeling (BIM) auf Bauprojekte hat und wie sich die Herangehensweise sowie die Zusammenarbeit der Beteiligten dadurch verändert hat und noch weiter verändern wird.

Building Information Modeling ist raus den Kinderschuhen, der digitale Zwilling wird erwachsen und durchläuft die spannende Phase des Teenager-Daseins. Nun gilt es, die BIM-Methodik zu manifestieren und in der Industrie fest zu verankern. Mit dem zunehmenden Einsatz von BIM zeigt sich aber auch, dass sich Arbeitsabläufe sowie das Rollenspiel in der Bauindustrie nachhaltig verändern werden.

v.l.nr.: Volkmar Kinzel (Hilti Entwicklungsgesellschaft mbH), Olaf Demuth (Zech Group AG), Dr. Stefan Nöken (Hilti AG), Heinz-Willi Cranen (Carpus & Partner AG)
v.l.nr.: Volkmar Kinzel (Hilti Entwicklungsgesellschaft mbH), Olaf Demuth (Zech Group AG), Dr. Stefan Nöken (Hilti AG), Heinz-Willi Cranen (Carpus & Partner AG)

In seinen einleitenden Worten auf dem Hilti BIM Expertenforum 2021 gab Dr. Stefan Nöken, Mitglied des Vorstandes der Hilti AG, einen Ausblick auf die bevorstehenden Veränderungen: „Die ersten Schritte mit Building Information Modeling sind wir erfolgreich gegangen. Nun gilt es, das Profil zu bilden, die Themen zu manifestieren und in der Industrie zu verankern.“ Die Pandemie hat viele Trends beschleunigt und angeschoben, dazu gehöre auch das Bauen mit der BIM Methode. Nöken weiter: „Zu den aktuellen Megatrends gehören die Digitalisierung, das Thema Produktivität sowie Nachhaltigkeit.“

Digitale Disruption in der Bauindustrie

Einen erfrischen Einstieg in das Thema Digitalisierung bot die Key Note von Dr. Jens-Uwe Meyer, der an vielfältigen Beispielen aufzeigte, wie die digitale Disruption unser Leben verändert hat und weiter verändern wird. So ist sich Dr. Jens-Uwe Meyer sicher: „Die Technologie verändert uns und BIM verändert die Bauindustrie. Dies bedeutet auch, dass wir in Zukunft Dinge als selbstverständlich erachten werden, die wir heute als nicht notwendig ansehen.“ Und schloss seine Key Note mit „Es ist jetzt nicht mehr die Zeit über die Digitalisierung zu reden. Jetzt ist die Zeit, Digitalisierung zu machen.“

BIM in Praxisbeispielen

An das „machen“ knüpfte auch direkt der Schwerpunkt des diesjährigen Expertenforums an. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen Praxisbeispiele anhand derer anschaulich illustriert werden konnte, was bauen mit BIM in der Praxis bedeutet, wo die Potentiale aber auch die Herausforderungen liegen.

Als erstes Beispiel kündigte Moderatorin Heike Kling (Leiterin Engineering Nord, Hilti Deutschland AG) das F&E Gebäude an, welches auf dem Hilti Gelände in Kaufering entsteht und dessen Fertigstellung voraussichtlich im Jahr 2023 sein wird. Das Gebäude integriert verschieden Funktionsbereiche, unter anderem rund 200 Büroarbeitsplätze, Labore sowie Testeinrichtungen für die technische Qualifikation der Produkte (z.B. Dübel und Brandschutzprodukte). Die Besonderheit: Das komplette Gebäude wurde in BIM geplant und Hilti ist in diesem Projekt der Bauherr. In der Diskussionsrunde mit Dr. Stefan Nöken (Mitglied des Vorstands, Hilti AG), Olaf Demuth (Mitglied des Vorstands, Zech Group AG), Heinz-Willi Cranen (Projekt Manager, Carpus & Partner AG) sowie Volkmar Kinzel (Projekt Manager, Hilti Entwicklungsgesellschaft mbH) kristallisierte sich heraus, dass BIM auch einen quasi kulturellen Aspekt beinhaltet. Die Beteiligten sind sich einig: Die Datenbasis in BIM bietet einen hohen Detaillierungsgrad, aber um die Planung und Realisierung zu einem Erfolg werden zu lassen, müssen alle Projekt-Mitarbeitenden kooperativ unterwegs sein und es muss eine Lessons-Learned-Kultur im Projektteam etabliert werden.

v.l.n.r.: Markus Schmitz (Hilti Deutschland AG) und Thomas Kleist (Uniball Rodamco Westfield mfi Development GmbH)
v.l.n.r.: Markus Schmitz (Hilti Deutschland AG) und Thomas Kleist (Uniball Rodamco Westfield mfi Development GmbH)

Der sich im Bau befindliche südliche Teil des Überseequartiers in Hamburg ist ein Teil der Hafen City in Hamburg und soll 2023 fertiggestellt werden. Thomas Kleist (Senior Construction Manager, Uniball Rodamco Westfield mfl Development GmbH) und Markus Schmitz (BIM Projekt Manager, Hilti Deutschland AG) veranschaulichten, wie das Zusammenspiel vieler Fachplaner aus unterschiedlichen Kulturen in einem Megaprojekt funktioniert. Hilti agiert in diesem Projekt nicht als Hersteller, sondern als einer dieser Fachplaner. Die Definition einer festen Plattform sowie feste Meetingstrukturen und BIM-Koordinatoren, die auch für kleine Detailfragen ansprechbar sind, helfen bei der Strukturierung der Datenflut in diesem gigantischen Projekt.

Den Abschluss der Praxisbeispiele bildete das Thema „BIM und Automatisierung – Sicherheit und Produktivität auf der Baustelle“, in dem der Einsatz des Hilti Bohrroboters Jaibot anhand eines Projekts der Firma Goldbeck auf der Baustelle aufgezeigt wurde. Dr. Stefan Nöken (Mitglied des Vorstands, Hilti AG), Joachim-Urs Müller (Leiter Engineering Süd, Hilti Deutschland AG) und Maximiliane Straub (Entwicklungs-Ingenieurin, Goldbeck) veranschaulichten, wie sich der Koordinierungsaufwand auf der Baustelle durch den Jaibot verringert aber auch, welche Skepsis zunächst herrschte, als der Bohrroboter erstmalig auf der Baustelle zum Einsatz kam. Mittlerweile kann dieser jedoch als ergänzendes Werkzeug auf der Baustelle und als Paradebeispiel für die beispielhafte Verwendung der digitalen Daten aus dem BIM Modell betrachtet werden. Und auch im Bereich der Arbeitssicherheit kann der Jaibot punkten: Überkopf-Anwendungen zählen zu den Anwendungen mit der stärksten Belastung auf der Baustelle. Der Jaibot reduziert hier Belastungen und sorgt für mehr Arbeitssicherheit.

Alle Praxisbeispiele zeigen, dass die digitale Baustelle auch schon heute funktioniert. Erklärtes Ziel für die Zukunft ist es auch weiterhin, erst digital, dann real zu bauen. Das impliziert große Effizienzpotenziale sowohl in der Designphase, in der Bauphase als auch im Unterhalt.