Fachartikel

Vernetzung und Digitalisierung des Bauwesens und der Industrie

Die Digitalisierung der Baubranche ist nicht mehr aufzuhalten – viele sprechen auch von der Revolution einer Branche. Es verändern sich Berufsbilder, neue effizientere Prozesse werden geschaffen und Informationen bekommen eine ganz neue Wertschätzung. Getrieben ist diese Revolution durch Kostenexplosionen und erhebliche Terminverzüge bei Großbauprojekten wie dem Hauptstadtflughafen BER, dem U-Bahn-Bau in Köln, der Elbphilharmonie in Hamburg oder dem Bahnprojekt S21. Die öffentliche Hand hat erkannt, dass der Einsatz der BIM-Methodik das Mittel zur Problemlösung sein kann. Alexander Dobrindt sprach sich dafür aus, das digitale Planen und Bauen bundesweit zum Standard werden zu lassen. Diese Vision soll durch den Stufenplan zum digitalen Bauen und Planen des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur in die Tat umgesetzt werden. Die Methode, mit der das Ziel inhaltlich umgesetzt werden soll, heißt „BIM – Building Information Modeling“. Das Bauwerk bekommt einen digitalen Zwilling. Die BIM-Methodik geht dabei allerdings über das reine Planen und Bauen hinaus und umfasst den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie. Wir reden in Zukunft also über das digitale Planen, Bauen und Betreiben eines Gebäudes oder Infrastrukturprojektes. Doch das ist leichter gesagt als getan.

Bildrechte: HOMANN ARCHITEKTEN
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Die Herausforderung für die Branche

Ob BIM zum Standard wird, ist längst keine Frage mehr. Die Umsetzung der Theorie in die Praxis ist eher das Problem. BIM setzt einen interdisziplinären Austausch voraus. Was im Projekt funktionieren muss, sollte auch schon außerhalb eines konkreten Projekts erfolgen. Viele Benutzer und Zielgruppen betrachten das Thema aktuell aus ihrer Sicht. Architekten, Hersteller, Bauherren, Fachplaner und etliche weitere Beteiligte sind an dem Prozess beteiligt. Die unterschiedlichen Sichtweisen gepaart mit der Flut an Informationen führt zu einem regelrechten Overkill. Dieser Fakt wird besonders deutlich, wenn man die Suchergebnisse zu „bim building information modeling“ in den großen Suchmaschinen vergleicht. 2016 waren es lediglich 1.700.000 Suchergebnisse im deutschsprachigen Raum. Mitte 2019 sind es bereits 13.600.000 Ergebnisse. Es gibt viele einzelne Verbände, Initiativen und Foren mit zahlreichen Mitgliedern, die das Thema bearbeiten und vorantreiben. Das ist richtig und wichtig. Doch der Nutzer steht derweil vor einer Informationsflut und muss sich in diesem Dschungel die für ihn relevanten Daten heraussuchen. Als Beispiel findet ein Architekt u.a. bei den Architektenkammern, Softwareherstellern, Produktherstellern, Verbänden und Architektenplattformen Informationen zu dem Thema. Dabei verliert man schnell den Überblick, aber insbesondere auch die Lust an der Digitalisierung.

Ziel sollte es vielmehr sein, dass die Informationen unmittelbar zum Nutzer gelangen und alle Akteure in einer Plattform vernetzt werden. Die Frage nach der schlüssigen Vernetzung auf einer Plattform speziell für die Baubranche lässt sich allerdings mit „aktuell nicht vorhanden“ beantworten.

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Ein gemeinsamer Code der alles verbindet.

Dieses Problem haben die Gründer der Netzwerkplattform BIMWORX erkannt. Die Idee ist es, die Informationen der Branche zu sortieren und ohne Umwege zum passenden Nutzer zu transportieren. Dafür schaffen sie ein Onlinenetzwerk, dass sich an die gesamte Branche richtet.

Die Plattform ist intuitiv aufgebaut und ermöglicht eine leichte Orientierung innerhalb der einzelnen Funktionen. Der Kern ist der News-Feed auf dem alle relevanten Informationen gebündelt werden. Die Funktionen reichen über die Darstellung der Kompetenzen in Referenzprojekten, über die Vermittlung von Wissen in Veranstaltungen und Gruppen bis hin zum effizienten Abrufen von Ausschreibungen. BIMWORX ist vielfältig aufgestellt, wie die Beteiligten eines BIM-Projektes.

„Es war an der Zeit, geeignete Lösungen für die Vernetzung der Baubranche zu schaffen. BIM erfordert eine engere und interdisziplinäre Zusammenarbeit, diese wird von uns auf der Plattform dargestellt und vertieft“, so Gründer und Geschäftsführer Emanuel Homann (ebenfalls Geschäftsführer HOMANN ARCHITEKTEN).

Die Anmeldung auf BIMWORX.net erfolgt mit den üblichen Angaben zur Person und Firma. Es wird außerdem die Arbeitsweise abgefragt (z.B. verwendete Software, Form des Datenaustausches oder Anwendungsfall). Die Besonderheit liegt hier zum einen in der Abfrage der BIM-Spezifika und zum anderen bei der Angabe des Wirtschaftszweiges. Hinter dem Wirtschaftszweig liegen etwa 9.500 einzelne Kategorien, welche zum jeweiligen Wirtschaftszweig (z.B. „Architekt“, „Rechtsanwalt“, „TGA-Fachplaner“) sortiert werden. Es entsteht ein spezifischer Baubranchen-Code (BBC) und somit eine vernetzte Datenbank. Die Nutzer erhalten diverse Anwendungsfälle, welche eine effiziente Informationsbeschaffung und Bereitstellung ermöglichen. Es können unter anderem Projekte, Veranstaltungen und Ausschreibungen mit dem BBC verknüpft werden.

„Mit unserer Plattform wollen wir einen Beitrag zur Digitalisierung der Baubranche leisten. Aus meiner Praxis als Rechtsanwalt kann ich sagen, dass die Branche zum Teil sehr verunsichert ist und sich sogar schon „abgehangen“ fühlt. In unserer Projektdatenbank können Einsteiger erkennen, dass auch BIM-Erfahrene noch nicht alle Anwendungsfälle beherrschen. Wir wollen einen Erfahrungs- und Informationsaustausch fördern, der allen Akteuren Mut macht, die Digitalisierung umzusetzen.“ so Cornelius Homann (Inhaber von HOMANN Rechtsanwalt und Gesellschafter der BIMWORX GmbH). Wozu das Alles? Die Anwendungsfälle sind vielfältig und der Nutzen wird schnell an einigen Beispielen deutlich.

Ein Architekt kann seine Projekte präsentieren und über seine Referenzen schnell und einfach gefunden werden. Die Frage, welcher Architekt also mit Software XY plant, spezialisiert auf Krankenhausbau ist und entsprechende Referenzen aufweist, lässt sich mit Hilfe weniger Klicks (z.B. für Bauherren) beantworten. Außerdem kann der Architekt in Zukunft bei Bewerbungen um Aufträge sein Portfolio als PDF-Datei aufbereitet und standarisiert herunterladen. Einmal gepflegt kann hierdurch wertvolle Zeit im Büroalltag gespart werden.

Interessensgemeinschaften, Verbände und Initiativen können sich über die Gruppenfunktion organisieren. In geschlossenen Gruppen können die Mitglieder Arbeitspapiere austauschen, entwickeln und am Ende für die jeweiligen Empfänger publizieren. Die Information kann so direkt auf dem News-Feed des Nutzers angezeigt werden.

Bauherren können in Kürze ihre Ausschreibungen bereitstellen. Der Bauherr sendet beispielsweise eine Ausschreibung für TGA-Planung direkt auf den News-Feed der TGA-Fachplaner. Der TGAFachplaner wiederum erhält nach dem Login die für ihn relevanten Informationen mit der Ausschreibung auf einen Blick bereitgestellt. Dies gilt selbstverständlich auch für die anderen Gewerke eines Bauwerkes.

Produkthersteller sollen die Chance bekommen ihre Produkte und BIM-Objekte speziell für ihre Zielgruppe anbieten zu können. Doch die Objekte sollen nicht nur einfach in einer Datenbank abgelegt werden. Hersteller können ihre Objekte erstmals auch in den Referenzprojekten auf der Datenbank verlinken. Anwender bekommen damit die Möglichkeit anhand von Referenzprojekten Bauprodukte mit den zugehörigen BIM-Daten zu finden, um diese im eigenen Projekt verwenden zu können. Dies bietet vielfältige Auswertungsmöglichkeiten. So lassen sich auch spezifische Fragen beantworten wie z.B. „Welche Fußböden in Schulen eingebaut werden?“.

Akteure der Branche erhalten schließlich alle relevanten Informationen an einem Ort. Über den Baubranchencode von BIMWORX ist alles klassifizierbar und damit adressierbar. Die Anwendungsfälle sind so vielfältig wie auch spezifisch nutzbar. Verschiedenste Szenarien lassen sich auch auf andere Berufsgruppen der Branche übertragen.

Fazit

Das 2018 live gegangene Onlinenetzwerk versammelt die Branche an einem digitalen Ort. Auf der kostenlosen Plattform BIMWORX.net können Experten und Interessierte persönliche Profile und Firmenportraits anlegen, Partner und Projekte verknüpfen, Ausschreibungen publizieren, Veranstaltungen finden, ihr Wissen für die moderne Baubranche teilen und abrufen. Ein Kontaktpunkt für die Bedürfnisse der Branche. Besonders die interdisziplinäre Kommunikation steht im Vordergrund. Ein Forum für die Zukunft des Bauens – ganz nach der Vision der Gründer: „Wir organisieren eine Revolution“.

Keyfacts

  • Darstellen von Kompetenzen
  • Suchen & Finden von BIM-Anwendern
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit
  • Fachspezifische Informationen erhalten
  • Effiziente Abwicklung von Büroprozessen

Felix Müller, M.A. Marketing & Sales, BIMWORX GmbH
Felix Müller, M.A. Marketing & Sales, BIMWORX GmbH

Autor dieses Beitrages
Felix Müller, M.A. (Marketing & Sales, BIMWORX GmbH): Felix ist seit Anfang an bei BIMWORX dabei und Ansprechpartner rund um die Plattform. Sein Bachelor schloss er in Business Psychology (B.Sc.) an der FH Bielefeld ab. Bereits während des Masterstudiums im Bereich Integrated Management, nahm er die Tätigkeit auf und ist seit Liveschaltung mit dabei die Vision zu verwirklichen. Seine persönliche Leidenschaft liegt im Bauwesen und neuen Technologien.

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